Wenn du die Wohnungstür rein kommst, musst du erst mal die Schuhe ...
Wenn du die Wohnungstür rein kommst, musst du erst mal die Schuhe ausziehen. Bis dahin nichts schlimmes, ist ja oft besser so, von wegen heller Teppich. Hab ich im Wohnzimmer, wollte erst einen dunkelroten, passend zur Couch, aber war nicht, war hellrot, deshalb unpassend, deshalb blöderweise und unbedacht weißen Teppich, weil wahnsinnig billig, konnt ich doch nicht ohne weg. Und weiß passt zu den Streifen in den Sofakissen, nur blöd, daß die dann gelb waren. Hat ich jetzt einen wahnsinnig billigen, leider weißen Teppich der zu gar nichts passt. Was solls. Jedenfalls in so einem Fall ist Schuhe ausziehen sinnvoll. Und wegen Dreck und Bazillen. Und eben auch wegen der Esoterik, was nicht mein Fall ist, aber musste durch, weil Freunde von mir und was tut man da nicht alles. Hallo, sag ich, wenn die Tür aufgeht, dann ziehe ich die Schuhe aus, nehme sie in die Hand, drehe mich dreimal linksrum wie gute Milchsäure und sage, immer lauter werdend: „Schlechte Ernergie geh weg, weg, weg.” Finden sie nicht komisch, meine Freunde, nur die Tochter grinst heimlich, ist aber schon mal eine Basis für den Nachmittag oder Abend, je nach dem, eine Warnung, daß sie mir nicht mit jedem Mist kommen können, falls sie es vergessen haben sollten.
Natürlich sind sie von ihrem Lebenskonzept total überzeugt, fragen sich, wie ich es überhaupt geschafft habe, ohne spirituelle Weiterentwicklung mein geistig armes Dasein zu fristen und haben standardisierte Sätze parat, die in jedem Esoterikerhaushalt zu finden sind, so wie in jedem vegetarischen Haushalt der unvermeidliche Brotaufstrich.
„Du, das ist dein Problem, da misch ich mich nicht ein.” Weil Abgrenzung ist wahnsinnig wichtig, Entscheidungsfreiheit auch und das Heraushalten aus Dingen, die einen nichts angehen, sowieso.
„Da musst du erst mal bei dir selber gucken.” Auf deutsch: hab ich nichts mit zu tun.
„Das musst du mit dir ausmachen.” Das heißt, er könnte mit helfen, will es aber nicht, weil sich das sonst negativ auf meinen Selbstentscheidungsfindungsprozess auswirkt.
„Ich würde sagen, da spiegelst du dich einfach selber.” Das Abstreiten jeglicher Beteilung an negativen Prozessen gehört zum Standardrepertoire des Halberleuchteten.
Ist nervend, daß sie so frech von der Leber weg leugnen, jemals mit irgendwas zu tun zu haben. Sie würden sich lieber mit den Fersen an der Gardinenstange festhaken und mit den Arschbacken im Flamencorhythmus klappern, als zuzugeben, daß sie hin und wieder von schnöden, menschlichen Gefühlen heimgesucht werden. Vollkommen ungerührt von meinen Emotionen, die ich ihnen mitzuteilen wünsche, zeigen sie keinerlei Anteil an den negativen Dingen, die mir geschehen, denn Negatives gibt es nicht, das ist nur meine traurige Lebenseinstellung. Schlechte Dinge passieren, aber „Dumm gelaufen” sagen oder„Scheiße”, das ist nicht. Schicksalhafte Prüfungen werden gesandt, um Einstellung und Widerstandskraft zu testen, die bei mir ja nur rudimentär vorhanden sein können, da ich nichts habe, hinter dem ich stehen, geschweige denn mich verstecken kann. Kann man nicht mit einem lapidaren „Scheiße” abtun. Wie schade es doch ist, daß ich von geistigen Herausforderungen nichts verstehe. Aber ich komme bestimmt auch noch dahinter, ohne spirituelles Rüstzeug geht es nicht. Ich möchte mir die Ohren zuhalten. Von dem Gruppenzwang ist mir so schlecht, ich möchte am liebsten die Bionade über den Tofuauflauf erbrechen. Doch wenn ich jetzt sage, ich will nicht mehr darüber sprechen, wird mir das als Vermeidungsstrategie ausgelegt. Kurz überlegen. Fällt mir tatsächlich was ein.
„Wo Buddha sitzt, da verweile nicht und wo Buddha steht, da eile schnell vorüber,” sage ich und prima, das mache ich jetzt.
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Armin (Dienstag, 01 November 2011 10:55)
Für viele Menschen ist der Hauptgrund Vegetarier zu werden, dass Leiden der Tiere. Bilder von Tieren die auf engstem Raum gehalten oder am Laufband getötet werden, führen deren trauriges Dasein vor Augen. Um möglichst schnell möglichst viele Erträge zu erzielen, werden den Tieren z.B. Mittel gespritzt und ins Futter gemischt. Dadurch sollen sie schneller wachsen. Leider wächst das Knochengerüst nicht so schnell, weswegen die Tiere oft zusammenbrechen. Es gibt zahlreiche weitere Beispiele für diese Art der unwürdigen Behandlung der Tiere, die viele Menschen zu einer vegetarischen Ernährung motivieren.
Tanja (Mittwoch, 09 November 2011 16:32)
Hallo Armin,
ist ja toll, Dein Engagement für artgerechte Aufzucht und Haltung von Nutztieren und Dein Plädoyer für´s Vegetarierwerden, aber irgendwie scheinst Du einen anderen Text gelesen zu haben.
Es geht hier um "Esoteriker" und den häufig bei ihnen anzutreffenden Drang, missionarisch tätig zu werden und damit ihrem Umfeld gehörig auf die Nerven zu fallen. Also: erst lesen, dann denken, dann Kommentare schreiben!