Hörgang im Hasenbergl

Hörgang im Hasenbergl

Eine Veranstaltung von und mit Otger Hollescheck


Am Samstag,13.06.2015 hatte ich die erste Lesung meines Lebens. (Vor fremden Menschen, nicht vor den eigenen Kindern, die zuhören müssen, ob sie wollen oder nicht. Sie wollen. Oder sie wollen keinen Abendbrotentzug. Das ist schwer auszumachen.)

Dazu kam es folgendermaßen: einmal jährlich findet der Münchener Kurzgeschichtenwettbewerb statt, ebenfalls veranstaltet von Otger Holleschek. 2014 nahm ich zum dritten Mal teil, diesmal wurde meine Kurzgeschichte zum Thema „Ausweitung der Kampfzone“ angenommen. Von ca. 700 Teilnehmern wurden die Geschichten von 23 Autoren veröffentlicht unter dem Titel „Beziehung Krisen Herd“ 19. Münchener Kurzgeschichtenwettbewerb. Etwas mehr als 3%. Nicht schlecht.

Das Buch kam pünktlich nach Weihnachten im Januar auf den Markt. Im Mai flatterte eine Mail in mein Postfach mit der Frage, ob ich nicht Lust habe, beim Hasenbergl Hörgang, einer Lesung in München, teilzunehmen.

Vom Gemüt her neige ich nicht zum rampensauen. Also befand sich mein Finger bereits auf der Löschen-Taste, als ich gefragt wurde: „Was machstn da?“ Ich erklärte es kurz, worauf ein allgemeiner Aufschrei der Entrüstung durchs Wohnzimmer waberte, ich solle mir gründlich überlegen, ob ich nein sage, dass wäre doch eine tolle Gelegenheit, so eine super Chance, tolles Angebot usw. Gleichzeitig hörte ich, wie mein liebster Schreibbuddy Bernar Leston als akustische Halluzination in mein rechtes Ohr posaunte: „Ich liebe Vorlesen, Lesungen sind geil, musst du unbedingt mal machen.“ Und bevor ich es mich versah, hatte ich zugesagt.


Die Lesung war völlig anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Es gab 25 Locations, viele davon wirklich ungewöhnlich. Ein alter Busfriedhof. Im Parkhaus an einem Stellplatz. Im Wald. In einer Privatwohnung.

Ich bekam drei Lesungen zugeteilt: Im Treppenhaus eines Hochhauses, in einem Supermarkt, im Kinderbekleidungsgeschäft „Schickeria“.

Ich hatte mir vorgestellt, ich lese wie ausgemacht einen Text von ungefähr einer viertel Stunde. Danach ist der nächste Autor dran, der zu Recht sauer wird, wenn ich überziehe, da es ja von seiner Zeit abgeht. Da ich wusste, dass meine Geschichte etwas zu lang war, beeilte ich mich mit dem Lesen und sprang danach auf, um sofort den Platz zu räumen, um meinem vermeintlichen Nachfolger Platz zu machen. Aber so war es nicht.

An allen 25 Orten fand zu jeder vollen Stunde eine Lesung statt. Danach hatten die Zuhörer eine dreiviertel Stunde Zeit, den Vorleseort zu wechseln. Ich hätte mir also ruhig Zeit lassen können.

Tja, Frau Kastell, hinterher ist man immer schlauer.

Bei der zweiten Lesung wusste ich es dann, war viel relaxter und ließ mir dementsprechend mehr Zeit. Und fand es wunderbar, hinterher mit den Leuten über meine Texte zu reden. Ich hatte bereits während des Lesens verschiedene Reaktionen wahrgenommen, Lacher an den richtigen Stellen, Ohs und Ahs, wo sie hingehörten, aber ein richtiges Feedback ist nochmal etwas anderes. Ich war sehr überrascht und supererfreut, zu erfahren, wie die Zuhörer meine Geschichten erleben. Deshalb hier noch einmal ein dickes Dankeschön an die Veranstalter, besonders Herrn Hollescheck, für die Einladung und die damit verbundene neue Erfahrung, die ich in München machen durfte.


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Kommentare: 1
  • #1

    Bernar LeSton (Mittwoch, 17 Juni 2015 02:54)

    Klar, jetzt bin ich auch noch vor den Augen der Welt (wenn auch nur teilweise) dran schuld, dass du diese Erfahrung gemacht hast. * lach *